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Interview

Karl Lauterbach im FRESH-Interview: „Nur das individuelle Sexualverhalten entscheidet”

Verstanden sich auf Anhieb: Travestie-Künstlerin Tatjana Taft und und Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Backstage-Bereich des ColognePide.
Verstanden sich auf Anhieb: Travestie-Künstlerin Tatjana Taft und und Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Backstage-Bereich des ColognePide.

dd. Karl Wilhelm Lauterbach (SPD), geboren am 21. Februar 1963, ist ein deutscher Gesundheitsökonom und Politiker. Der Mediziner ist seit Beginn der 16. Legislaturperiode im Jahr 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit dem 8. Dezember 2021 Bundesminister für Gesundheit im Kabinett Scholz. FRESH bat ihn beim ColognePride vor ein paar Wochen um ein Interview.

Herr Lauterbach, wie hat Ihnen Ihr Besuch beim CSD in Köln gefallen?

Der CSD hat mir in diesem Jahr besonders gut gefallen, weil es eine einmalige Kombination von guter Laune und progressiver Politik gegeben hat, so war es zu spüren. Die Teilnehmerinnen wollten sich die gewonnenen Freiheiten von rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen nicht wieder wegnehmen lassen. Dieser Spirit hat mich sehr beeindruckt.

Sind Sie mit den neuen Richtlinien zur Blutspende zufrieden, die jetzt von der Ärztekammer und dem RKI erarbeitet worden sind? Die neuen Regelungen werden von der Community zum Teil stark kritisiert, sie seien wissenschaftlich nicht evident. Muss da nicht noch nachgebessert werden?

Mit der Änderung des Transfusionsgesetzes schafft die Ampelkoalition die Diskriminierung von homosexuellen Männern und Trans-Personen bei Blutspenden ab. Damit folgen wir dem aktuellen Stand der Wissenschaft: diskriminierungsfreie Spenderauswahl bei gleichzeitig unverändert hoher Sicherheit der Blutprodukte. Das hat für uns oberste Priorität. Die sexuelle Orientierung und Identität darf keine Rolle mehr spielen – nur das individuelle Sexualverhalten entscheidet über die Zulassung der Spende. Vergleichbare Regeln bestehen zum Beispiel auch in den USA.

Wie geht es mit der HIV-Prophylaxe PrEP weiter? Gibt es hier eine Anschlussfinanzierung? Wie soll zukünftig eine bessere flächendeckende Versorgung mit PrEP erreicht werden, gerade angesichts der Probleme im ländlichen Raum?

Wir unternehmen vieles. Zunächst aber: Die HIV-Prophylaxe wird viel genutzt, das ist gut. Alleine im vergangenen Jahr nutzten laut RKI rund 32.000 Personen PrEP. Die Beratung, Einleitung und Kontrolle wird zunächst bis Ende des Jahres extrabudgetär vergütet. Für die Einigung bin ich der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem KV-Spitzenverband dankbar.
Zurzeit prüfen beide auch, wie die Anforderungen an die Ärzteschaft so angepasst werden können, damit besonders die Versorgung in ländlichen Regionen verbessert wird.

Wie geht es weiter mit der gesundheitlichen Versorgung von trans* Menschen? Welche Regeln zur Kostenübernahme durch die Krankenkassen bei geschlechtsangleichenden Maßnahmen für trans* Menschen sind Ihrer Meinung nach die richtigen?

Hier gibt es von unserer Seite eine klare Meinung, die Sie im Koalitionsvertrag finden: Geschlechtsangleichende Behandlungen sollen „vollständig von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden“ müssen.
Wichtig ist aber auch: Es ist ja nicht so, dass geschlechtsangleichende Behandlungen bisher nicht von der GKV übernommen werden.
Trotzdem nehmen wir Kritik ernst. Wir schauen aufmerksam hin und gucken, wo Nachbesserungsbedarf besteht. Wenn wir den sehen, handeln wir. Zum Beispiel haben wir gerade zu einem Fachgespräch geladen, um mit Akteuren der Selbstverwaltung, ärztlichen Fachgesellschaften und besonders Betroffenen-Verbänden ins Gespräch zu kommen. So können wir verstehen, wo die Bedarfe sind und gegensteuern.

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