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Kultur

Tänzerin Black Pearl wird Star eines Crowdfunding-Kurzfilms

Black Pearl
Black Pearl

fb. Über die 1994 in Brasilien geborene Tänzerin Black Pearl de Almeida Lima soll mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne unter der Regie von Alexander Norek ein dokumentarischer Kurzfilm entstehen. Im Interview verriet uns Black Pearl Details dazu.

Als Trans*-Tänzerin kennst du sowohl die südamerikanische als auch die westeuropäische Tanzszene. Welche Erfahrungen hast du hier und dort mit deiner Trans*-Identität gemacht?

Über Unterschiede mache ich mir keine Gedanken, da Brasilien immer noch eines der Länder ist, in denen Transsexuelle getötet werden. Das bedeutet auch, dass es für Trans-Menschen dort extrem schwierig ist, zu existieren, sich Raum zu erobern und darin zu leben.

Hier in Deutschland sind die Theater immer noch sehr engstirnig und dem binären System und Stereotyp verhaftet. Im Grunde musste ich deswegen das Theater verlassen, um ich selbst sein zu können. In Deutschland gibt es nur sehr wenig Repräsentanz von Trans*-Tänzer*Innen in Tanztheater-Ensembles. Dieser Mangel an Sichtbarkeit und Inklusion kann bei Trans* ein Gefühl der Isolation hervorrufen, die es Künstler*innen schwermacht, in der Branche Akzeptanz und Chancen zu finden.

Die Förderung von Vielfalt und Repräsentation innerhalb der Künste, einschließlich Tanz und Theater, ist von entscheidender Bedeutung für die Schaffung eines integrativeren und akzeptierenderen Umfelds für alle Künstler, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität. Bemühungen, Barrieren abzubauen, Stereotypen in Frage zu stellen und eine inklusivere Gemeinschaft zu fördern sind wesentliche Schritte, um sicherzustellen, dass sich jeder Künstler wertgeschätzt fühlt und die Möglichkeit hat, sich in seiner Kunstform frei auszudrücken.

Es ist wichtig, sich weiterhin für mehr Sichtbarkeit und Chancen für Trans*Tänzer in Deutschland und weltweit einzusetzen. Die Künste können Grenzen überwinden und vielfältigere Stimmen in den Vordergrund rücken, die die künstlerische Landschaft bereichern und eine integrativere Gesellschaft fördern:

Dein Tanzstil pendelt zwischen Ballett, Contemporary und Vogueing. Welcher dieser Stile passt am besten zu Deiner Persönlichkeit?

Vogue Femme passt am besten zu meiner Persönlichkeit, weil ich darin die Elemente mit meinem Charakter in Einklang bringen muss. Ballroom ist eine Gemeinschaft, und es geht dabei auch darum, sich auszudrücken, zu feiern und sich selbst zu finden, und Vogue ist nur eine der Performancekategorien, die es in einem Ballroom-Tanzwettbewerb gibt. Andere Kategorien umfassen dabei Authentizität, Gesicht, Körper und Mode sowie European und All-American Runway.

Deshalb glaube ich, dass ich mich bei Vogue mit mir selbst verbunden fühlen und auch tatsächlich verbunden sein muss. Nur Technik allein funktioniert nicht. Daher fällt es mir schwer, Vogue lediglich als einen Tanzstil anzusehen. Vogue geht viel tiefer.

Ballett ist technisch; die Positionen müssen perfekt sein, und auch die Zwischenteile müssen exzellent sein.

Indem ich verschiedene Tanzstile erforsche und mir zu eigen mache, kann ich herausfinden, welche davon wirklich zu meiner Persönlichkeit passen und es mir ermöglichen, mich möglichst authentisch auszudrücken. Jeder Tanz-Stil hat einzigartige Qualitäten, und denjenigen für mich zu entdecken, der mir Freude, Erfüllung und das Gefühl der inneren Verbundenheit bringt, ist unerlässlich.

Vogue ist für mich mehr als nur ein Tanzstil, sondern ein tieferer Ausdruck von mir selbst, der die Kraft des Tanzes als Mittel zur Selbstfindung und zum Selbstausdruck unterstreicht.

Wenn man Tanzstile wertschätzt, die zur eigenen Identität und Individualität passen, kann das zu einer bedeutenderen und erfüllenderen Tanzreise führen.

Wie kam es zu dem Filmprojekt und inwieweit konntest Du Deine eigenen künstlerischen Ideen einbringen?

Das Filmprojekt entstand, nachdem Alex (Alexander Norek, der Regisseur des Projekts; die Red.) und ich wieder miteinander in Kontakt kamen, da er beeindruckt von dem war, was ich in der Zwischenzeit getan und wie ich mich künstlerisch ausgedrückt hatte, seit wir uns das erste Mal auf einer Privatparty in Köln getroffen hatten. Da er gerne beeindruckende Geschichten erzählt, sah Alex Potenzial in einer Zusammenarbeit mit mir, um seine Visionen, Ideen und Bilder mit meiner persönlichen Geschichte, Choreografie und Tanzreise zu kombinieren.

In dieser Zusammenarbeit kann ich Tanzstile zusammenführen, die Teil meines Lebens waren und sind und dazu beigetragen haben, mich zu dem zu formen, wer ich heute bin. Tanzen und Kunst durch Bewegung schaffen waren schon immer wesentliche Bestandteile meines Lebens, lieferten mir Inspiration und waren eine treibende Kraft für mich um weiter voranzukommen.

Ich bin maßgeblich an der Gestaltung der künstlerischen Elemente des Films beteiligt. Meine persönliche Geschichte, Choreografie, und meine Tanzstile verleihen dem Film eine einzigartige und authentische Note. Da Alex gerne beeindruckende Geschichten erzählt, werden meine künstlerischen Ideen und mein kreativer Input wahrscheinlich von ihm geschätzt und in das Projekt eingearbeitet werden. Wir wollen mit dem Projekt Kunst erzeugen, die inspiriert sowie Bewusstsein und mehr Raum für Trans*-Künstler*Innen schafft.

 

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