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Queeres Helden-Denkmal kommt

Der Künstler Claus Richter arbeitet an dem neuen Denkmal in seinem Atelier.

dd. Düsseldorf bekommt ein queeres Denkmal. Der Stadtrat stimmte für eine Skulptur auf der Apollo-Wiese am Rheinufer. FRESH sprach mit dem Künstler Claus Richter über sein Werk.

Claus, wie kam es dazu, dass du beim Wettbewerb für ein queeres Denkmal für Düsseldorf mitgemacht hast?

Es wurden damals mehrere Künstler eingeladen, beim Wettbewerb mitzumachen. Ich war einer davon. Ich habe mir zunächst in Düsseldorf die Umgebung angeschaut, wie sehen da Denkmäler aus, wie ist die Situation vor Ort. Viele der Denkmäler waren figurativ, Skulpturen, die echte Menschen abbilden, sehr klassisch. Ich habe mich dann entschlossen, einen weiteren Entwurf für ein klassisches Denkmal zu schaffen, obwohl man eigentlich ja vielleicht was Abstraktes oder weniger direkt Bildhaftes erwartet hätte.

Dein Werk, was ja dann den Zuschlag erhielt, und zur Zeit in Bronze realisiert wird, heißt „Selten klassisches Denkmal“. Was bedeutet das und warum hast du dich für die vier HeldInnenfiguren als Ensemble entschieden?

Ich wollte zunächst einmal ein Denkmal von Menschen für Menschen machen, mich nicht in Abstraktion flüchten. Davon ausgehend sollten diese menschlichen HeldInnen biologisch nicht so einfach einzuordnen sein. Wenn man es kulturhistorisch einordnet, kann ich sagen, es gab immer Denkmäler für die Helden von Bewegungen. Ich wollte ein Zeichen für die LGBT-KämpferInnen der frühen Bewegungen wie zum Beispiel der Stonewall-Bewegung in der Vergangenheit schaffen, die dazu beigetragen haben, dass wir heute so offen leben können. Das Denkmal feiert aber keine konkreten historischen Figuren, sondern ist eher eine Erinnerung an Leute aus dem normalen Leben, die sich für uns eingesetzt haben. Für mich sind diese stillen und oft vergessenen Figuren einfach unsere Heldenfiguren, an die ich erinnern möchte. Vielleicht wird es auch ein Ort, an dem jemand ein bisschen Kraft sammelt und sich auch wieder findet, wenn das Denkmal im Herbst eingeweiht wird.

Im Kulturausschuss hatte ja die CDU größte ästhetische Zweifel und enthielt sich bei der Entscheidung. Wie gehst du mit deren Kritik um, dass die Figuren mit ausgestreckten Armen mit geballter Faust an die Kunst totalitärer Regime erinnern?

Die Einwände kann ich verstehen. Ich fühle mich da eigentlich nicht missverstanden, es ist eher so, dass man das tatsächlich im ersten Moment denken kann. Aber eben nur im ersten Moment.
Wenn man sich dann damit länger beschäftigt, merkt man, dass es mit totalitärem Denken nichts zu tun hat. Die Idee ist einfach, dass man einen Ort schafft, an dem man sich treffen kann. Für mich ist das kein stalinistisches Denkmal, und ich liebäugel auch nicht damit. Die ausgestreckte Faust ist tatsächlich eine Geste, die schon immer genutzt wurde – die ich von einer konkreten parteipolitischen Zuordnung losgelöst sehe – als Geste des Widerstandes und der Gemeinschaft. Alle halten zudem die Hände miteinander, man ist miteinander verbunden und verträgt und liebt sich. Also ist diese Kampfgeste eine Geste, die vielleicht auf den allerersten Blick falsch besetzt scheint, aber ich finde, die man davon wieder befreien kann und die auch dann wieder eine eigene und gemeinsame Kraft bekommt. Mit dieser Ambivalenz wird durchaus gespielt.

Andere queere Gedenkorte in Deutschland werden immer wieder beschädigt oder beschmutzt, wie das im Berliner Tiergarten. Siehst du hier eine Gefahr bzw. wie geschützt ist das Denkmal gegen solche Angriffe?

Wir haben da mit den Zulieferern lange darüber gesprochen, die Gefahr ist da. Die Bronze hat natürlich eine Beschichtung, von der man z.B. Graffiti schnell entfernen kann. Das wird wieder zu säubern sein. Ich hoffe aber auf die Toleranz des Rheinlandes. Wenn was passiert, ist dies aber auch ein Teil des Ganzen.

Wird es am Denkmal eine Erklärung oder Inschrift geben?

Ja, eine Texttafel auf dem Sockel, die erklärt, an was es einen erinnern soll. Es wird wohl auch einen QR Code geben, womit der Inhalt auch in anderen Sprachen abzurufen ist.

Welcher Platz ist denn nun ausgewählt, und wann ist die Eröffnung?

Ich bin von dem Platz sehr begeistert, es ist ein schöner Ort, mitten auf der Wiese auf dem Apolloplatz am Rhein, ein Platz, der Frieden ausstrahlt und der bisher auch immer ein Teil der CSD-Fläche war. Also ein Platz zum treffen und feiern. Ein lebendiger Ort, und auch ein romantischer Ort. Das ist mein absoluter Lieblingplatz. Ich freue mich daher sehr, dass das Denkmal dort hinkommt, wir sind uns da einig. Wenn alles gut geht bezüglich der Corona-Pandemie, hoffen wir sehr, dass wir das neue Denkmal gemeinsam im Oktober 2021 zum Düsseldorfer CSD einweihen können.

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