dd. Seit dem 1. November 2020 hat die Landeshauptstadt Düsseldorf einen neuen Oberbürgermeister: Stephan Keller. Geboren wurde er 1970 in Aachen, ist verheiratet und hat drei Kinder. FRESH sprach mit ihm über queere Themen und fragte nach, was er für die Community tun möchte.
Herr Keller, was darf die queere Community von Düsseldorf von Ihnen politisch erwarten?
Düsseldorf ist eine tolerante weltoffene Stadt mit einer sehr bunten und aktiven Community und wurde für ihr Engagement und ihre Unterstützung für Vielfalt in diesem Jahr mit dem Max-Spohr-Preis des Völklinger Kreises ausgezeichnet. Als Oberbürgermeister ist es mir ein Anliegen, dass sowohl in der Stadt als auch in der Stadtverwaltung alle Menschen offen und selbstbestimmt leben und arbeiten können. Hier wollen wir als Arbeitgeberin auch Vorbild für andere Unternehmen sein.
In meinem ersten Monat als Oberbürgermeister habe ich bereits mehrere Aktionen gerne unterstützt: Am 11. November habe ich den DiverseCity-Kongress unter dem Motto „Voneinander Lernen _ Lebens- und Arbeitswelten von LSBTIQ+” eröffnet, den die Landeshauptstadt gemeinsam mit dem Völklinger Kreis e.V. durchgeführt hat. Und am 16. November hat Düsseldorf gemeinsam mit der Partnerstadt Warschau am „International Day of Tolerance“ teilgenommen. An diesem von der UNESCO initiierten Tag zeigen Städte weltweit ihre Solidarität und Unterstützung für Minderheiten, indem Regenbögen an Gebäude projiziert oder Regenbogenflaggen gehisst werden. Der Oberbürgermeister von Warschau, Rafal Trzaskowski, hatte mich gebeten, seinem Aufruf zur Teilnahme zu folgen, und dem bin ich gerne nachgekommen.
In Zeiten, in denen LSBTIQ* in vielen Lebensbereichen immer selbstverständlicher selbstbestimmt leben können, erleben wir doch gleichzeitig eine Zunahme an Homo-, Trans- und Queerfeindlichkeit (nicht nur in Polen!). Daher sollten auch wir als Kommune eindeutig Position beziehen und uns solidarisch zeigen.
Ihr Vorgänger Thomas Geisel ist beim letzten Tuntenlauf als Frau verkleidet aufgetreten… Worin liegt ihr persönlicher Stil und wie ist ihr Verhältnis zur queeren Szene?
Wie ich bereits im Rahmen des Wahlkampfes gesagt habe, unter-stütze ich gerne die Community-Veranstaltungen zu Gunsten der Aidshilfe Düsseldorf wie zum Beispiel „Tunte Lauf!“ der KG Regenbogen. Über den Catwalk tanzen ist allerdings nicht meine größte Stärke – weder im Anzug, noch in Frauenkleidern. Aber ich bringe mich da – wenn gewünscht – sehr gerne anderweitig ein, zum Beispiel als Mitglied der Jury.
Wird die erst vor einiger Zeit eingerichtete Stelle des Diversity-Beauftragten für Düsseldorf beim Oberbürgermeister im Gleichstellungsbüro bleiben und weiterentwickelt?
Aus den Gesprächen mit der Düsseldorfer Community im Wahlkampf weiß ich, dass eine noch deutlichere Stärkung des LSBTIQ* Bereichs in der Stadtverwaltung gewünscht ist und das unterstütze ich gerne. Ich schaue mir gerade alle Bereiche der Stadtverwaltung an – also auch das für Diversity zuständige Gleichstellungsbüro – und werde gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überlegen, ob die Strukturen optimal oder vielleicht verbesserungswürdig sind. Mein Ziel ist es dabei, auch die
sen Zuständigkeitsbereich zu stärken.
Werden Sie als OB wieder die Schirmherrschaft für den Düsseldorfer CSD übernehmen? Wie können Sie den durch Corona gebeutelten Verein und den CSD konkret unterstützen?
Ich bin ja bereits in diesem Jahr beim Fahrrad-CSD mitgefahren, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Gerne bin ich im kommenden Jahr beim CSD – dann hoffentlich wieder in gewohnter Form – dabei. Und wenn das gewünscht wird, übernehme ich natürlich auch die Schirmherrschaft und werde das Rathaus mit der neuen Regenbogenflagge schmücken. Gespräche über eine mögliche finanzielle Unterstützung stehen
noch aus.
Das LGBT-Denkmal für Düsseldorf ist in der Planung. Inwieweit unterstützen Sie das Projekt weiter, und wie gefällt ihnen persönlich der Entwurf?
Es ist wichtig, im öffentlichen Raum mit einem Erinnerungsort an die Verfolgung und die mühsame Emanzipation der LSBTIQ* Community in Düsseldorf zu erinnern. Die Entscheidung für ein Denkmal und für den Entwurf von Claus Richter ist von der Community getragen. Und das ist gut so. Ich selber bin schon sehr gespannt, wie das fertige Denkmal tatsächlich aussehen und wirken wird.
Die Düsseldorfer Community fordert für das Forum und viele weitere Initiativen und Gruppen ein queeres Zentrum für Düsseldorf. Inwieweit unterstützen Sie dies? Wird es eine städtische Immobilie geben, die kostenfrei oder günstig zur Verfügung gestellt wird?
Eine Begegnungsstätte für die LSBTIQ* Community halte ich für sinnvoll und sehe es als städtische Aufgabe, dieses Vorhaben zu unterstützen. Nachdem im Jahr 2009 das Café Rosa Mond geschlossen hat, ist es an der Zeit, einen Ort der Begegnung, für Veranstaltungen und zum Austausch zu schaffen.