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“Eine traurige Situation” – Sauna-Betreiber Bernt Ide kritisiert Ordnungsämter

Bernt Ide

dd. Über 30 Jahre entwickelte sich die Phoenix-Sauna zu einer der besten Saunen Deutschlands, doch aufgrund von neuen Corona- Bestimmungen bliebt der die Sauna bis auf weiteres und wiederholt geschlossen, auch wenn in anderen Städten in NRW Gaysaunen geöffnet waren. Im FRESH-Interview spricht Betreiber Bernt Ide über seine schwierige Situation.

Bernt, aufgrund der neuen Coronaschutzverordnung sind die Phoenix-Sauna und andere Gaysaunen in Köln geschlossen worden, nur auf Intervention und Verweis auf andere Gaysaunen, die geöffnet waren, konntet Ihr am 18. Januar zwischenzeitlich öffnen, die Frage ist, wie lange. Wie ist die Situation für Euch?

Die Situation aktuell ist nervlich sehr belastend. Besonders deshalb, da es keine planbare Perspektive gibt, wie es weiter gehen soll. Es fehlt, wie auch bereits im vergangenen Jahr, ein konkreter Ansprechpartner bei der Stadt Köln, um zu tragbaren Lösungen zu kommen. Für unsere Mitarbeiter hieß es, am 30.12.21 erneut wieder in Kurzarbeit gehen zu müssen – seit Beginn der Pandemie bereits 14 Monate! Wir sind aber froh, dass bisher niemand gekündigt hat, sondern alle trotz der unklaren Perspektive bei uns bleiben wollen. Bedanken möchte ich mich bei all denen, die Ihren Unmut der Stadt Köln gegenüber geäußert haben, und auch unserern Partnern in den diversen politischen Parteien, die in Gesprächen und Briefwechseln die jetzige Wiedereröffnung ermöglicht haben.

Nun ergibt die Interpretation der neuen Coronaschutzverordnung für das Ordnungsamt, dass Sex nur mit einer weiteren Person ermöglicht werden soll. Was hältst Du davon? Ist das in Köln umsetzbar?

Wir hatten ja in Köln schon länger 2G+, auch bereits bevor es per Verordnung notwendig wurde. Übrigens ohne jegliche Infektion! Vieles in den jeweiligen Coronaschutzverord-nungen ist leider immer noch sehr schwammig formuliert und bietet den Kommunen Spielraum zur Auslegung. So findet man unter §5 Absatz 2 die Formulierung : “untersagt ist der Betrieb von Swingerclubs sowie vergleichbare Angebote, insbesondere in Bordellen und Prostitutionsstätten …”
Die Stadt Köln stuft die Phoenix-Sauna in diesen Bereich ein. In der Praxis bedeutet dieses nun, dass derzeit sexuelle Handlungen nur zu zweit erlaubt sind (analog zur Prostitution). Auch, wenn ich sicher bin, dass die meisten Infektionen nicht in Männersaunen stattfinden, sondern im privaten Umfeld und in Bars, gibt diese Regelung uns zumindest wieder die Möglichkeit, zu öffnen. Für die meisten Gäste ist dies auch keine Einschränkung. Kabinen dürfen eben nur noch zu zweit benutzt werden und Liegeflächen müssen wir vorerst schließen. Gäste, die sich an die aktuellen Regelungen nicht halten, werden deutlich auf die Einhaltung von uns hingewiesen. Da es sich hier um eine vorübergehende Vorschrift handelt, halte ich dies durchaus für umsetzbar.

Werdet Ihr denn für den Ausfall entschädigt bzw. finanziell unterstützt? Wie lange kann die Situation so noch weitergehen? Wo braucht Ihr Unterstützung?

Ja, wir werden entschädigt, da die bisherigen Überbrückungshilfen des Staates bis auf Weiteres weiter gezahlt werden für Betriebe, die aufgrund der Pandemie geschlossen werden, bzw. nur eingeschränkt arbeiten dürfen. Allerdings decken diese Zahlungen nicht die kompletten Kosten des Betriebes ab, so dass wir immer weiter in die roten Zahlen rutschen. Lange ist das allerdings nicht durchzuhalten. Wenn die Politik sich in der Landesregierung nicht endlich mal mit den Männersaunen inhaltlich beschäftigt und dafür sorgt, dass alle Betriebe in NRW gleich eingestuft und behandelt werden müssen – hat die Stadt Köln weiterhin die Möglichkeit, undifferenziert zu entscheiden. So sind in Köln Pornokinos und Prostitution weiterhin geöffnet und Männersaunen immer mal wieder geschlossen. Eine perspektivlose, traurige Situation für die einst so weltoffene Stadt Köln. Selbstverständlich bemühen wir uns nach Kräften, mit den Verantwortlichen der Stadt Köln und dem Ordnungsamt eine dauerhaft tragbare Lösung zu erreichen.

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